Besuch im Archivgebäude am Bécsi-kapu-Platz
Das Archiv des Landes, also das Archiv der ungarischen Stände (Archivum Regni) fand zur Zeit seiner Gründung, im Jahre 1756, im Pressburger LandtagsgebÖude sein Zuhause. Von hier wurde es im Jahre 1784 ins Gebäude des aufgelösten Schwesterordens der Klarissen, ins Ofener Landtagsgebäude übergesiedelt, wo sich die dem Archiv übergebene RŐumlichkeiten schon beim Einzug als ungenügend erwiesen. In der Epoche der Gründung des Ungarischen Königlichen Landesarchivs, in 1874 erhob sich schon der Gedanke der Erbauung eines neues Archivgebäudes.
2. Abbildung: Gyula Pauler (1841–1903)
Der Archivar, Gyula Pauler betrieb Jahrzehnte lang mit großer Beharrlichkeit die Verwirklichung der Pläne, was er allerdings nicht mehr erlebte. Der Professor der Technischen Hochschule, Samu Pecz (1854–1922),
3. Abbildung: Samu Pecz (1854–1922)
erhielt erst 1912 den Auftrag einen Entwurf zu erstellen um anstatt der am Bécsi-kapu-Platz stehende sogenannte bosnische Kaserne ein neues Archivgebäude zu errichten. Der berühmte Architekt, mit dessen Namen zahlreiche öffentliche Budapester Gebäude verbunden sind, plante nach den früheren Vorschlägen des Archivars Pauler und nach internationalen Erfahrungen einen Bau im neoromanischen Stil. Das Gebäude war in Ungarn lange das einzige, das auch ursprünglich als Archiv diente. Die Arbeitszimmer und die Repräsentationsräume legte er in der Mitte des U-förmigen Gebäudes, die auf den Bécsi-kapu-Platz gerichtet sind, an. Die Depots befanden sich in den Seitenflügeln. An die Burgmauerseite wurde ein Turm gebaut, der zur Heizung des ganzen Gebäudes diente. Der Bau des neuen Archivs begann im Herbst 1913. Aufgrund des ersten Weltkrieges, der Revolutionen und der finanziellen Schwierigkeiten konnte der Bau nicht rechtzeitig fertiggestellt werden.
4. Abbildung: Bauplan des Ungarischen Königlichen Archivs
Erst unter dem Kultusminister Graf Kuno Klebelsberg (1875–1932)
5. Abbildung: Graf Kuno Klebelsberg (1875–1932)
während der Bethlen-Regierung wurde das Archiv vollendet und die Institution konnte während der Amtszeit des Generaldirektors Dezső Csánki
6. Abbildung: Dezső Csánki (1857–1933)
im Jahre 1923 einziehen.
7. Abbildung: Das Gebäude des Ungarische Staatsarchivs zwischen den zwei Weltkriegen
Die reiche Ornamentierung des Baus wurde nach den Ideen des Kultusministers gestaltet. Die Themen der Wandbilder besprach er mit dem Maler Andor Dudits, der für seine vierjährige Arbeit 1929 die grosse goldene Staatsmedaille erhielt.
Leider blieb des GebŐude nicht lange in seiner ursprünglichen Form erhalten. WŐhrend der Belagerung von Budapest im Winter 1945 vernichteten Bombentreffer ein Depot im östlichen Flügel, einen Teil des Westflügels sowie den grossen Benutzerraum. Der Turm wurde so stark beschädigt, dass er nicht mehr aufgebaut werden konnte. Inmitten der Renovierungsarbeiten wurde während der 1956er Revolution der Westflügel von einem Panzergranat getroffen. Dabei brach ein Brand aus, der auf mehrere Depots übergriff.
8. Abbildung: Kriegsschäden am Flur der III. Etage
9. Abbildung: Der Benutzerraum nach den Kämpfen
10. Abbildung: Kriegsschäden am Archivgebäude
Erst 1961 konnten die Renovierungsarbeiten abgeschlossen werden. Das Dach wurde in der ursprünglichen Form wiederhergestellt, mit einer Ziegeldeckung, die in der Zsolnay Fabrik in Pécs (Fünfkirchen) hergestellt wurde. Die Fresken wurden in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre renoviert.
Und jetzt treten Sie bitte ein! Das große, mit Holzschnitzerei reich geschmückte Tor ist geöffnet!