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Die Erfahrungen eines Pilotprojektes über das massenhafte Entsaeuern in Ungarn.
Um die in ungarischen Archiven aufbewahrten, wegen Sauregehalt des Papiers kontinuierlich verderbenden Akten / Schriftstücke zu bewahren wurde es als Ergebnis des im Jahre 2000 auf Wunsch des Staatsarchivkollegiums erarbeiteten Vorschlages sowie der seitdem gemachten Anstrengungen im Dezember 2005 ermöglicht, einen Überblick über die Möglichkeiten der heimischen Einführung des massenhaften1 Entsäuerns im Rahmen des von der Nationalkulturstiftung (NKA) unterstützten Projektes "Modellieren des Entsäuerns des Staatsarchivstoffes" zu erstellen.
An der unter der Leitung des Ungarischen Staatsarchivs (MOL) verrichteten Arbeit nahm das "Hauptstadtarchiv Budapest" (BFL) sowie das "Bezirksarchiv Komitat Pest" (PML) teil. Da vom Säure-Papier-Problem der Bereich Bibliothek auch stark betroffen wurde, hatte ein im Thema sehr bewanderter äußerer Sachverständiger der Nationalbibliothek Széchényi (OSZK) mitgewirkt. Von der Arbeitskommission, bestehend aus Fachleute für Bestandschutz und Archivaren, wurden die in den europäischen öffentlichen Sammlungen zur Zeit verwendeten Verfahren sowie die durch diese erworbenen Erfahrungen ermessen. Auf Grund dieser lässt sich feststellen, dass all die vier allgemein anerkannten und als wirksam qualifizierten Technologien für uns geeignet wären, von denen aber eines, namens das "Papersave Swiss" nur Arbeiten an seinem Standort in Wimmis übernimmt. Die anderen drei Verfahren, nämlich Bookkeeper, CSC Book Saver PAL sowie Neschen/Bückeburg könnten in unterschiedlichen Konstruktionen (die Anlage wird von ihnen verkauft bzw. vermietet oder ein Standort in Ungarn wird errichtet - eventuell für eine Übergangsphase; es ist auch die Gründung einer gemeinsamen Unternehmung vorstellbar) auch in Ungarn betätigt werden. Eine grundlegende Voraussetzung dessen ist es aber, dass die Inanspruchnahme für eine bestimmte Zeitdauer gesichert wird, d.h. es wird von denen eine entsprechende Garantie/Gewahrleistung für die Sicherung der finanziellen Deckung der kostenintensiven Verfahren erwartet.
Nach Durchstudieren der Fachliteratur und auf Grund der Erfahrungen der Besuche im Ausland stellt es sich eindeutig heraus, dass alle Verfahren für das massenhafte Entsäuern bestimmte Vor- und Nachteile aufzeigen, diese entsprechen aber – unter Berücksichtigung der Grenzen der bisher verwendeten Prüfungsmethoden – der Erwartungen und Anforderungen für die Wirksamkeit des Entsäuerns und für die (eventuell in einem akzeptablen Maße schädliche) Wirkung des Verfahrens auf die behandelten Materialien. Vor Durchführung aller Verfahren wird eine bestimmte Auserwählung des Schriftmaterials sowie der Bücher benötigt. Während bestimmte Verfahrensmethoden mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sein können (wellenförmige Faltenbildung, Ablagerung auf der Oberfläche, Farbenänderung, Geruch, usw.), wird aber der Säuregehalt des Papiers durch diese in vollem Maße neutralisiert sowie es werden durch den eingebrachten Laugenzusatz die im späteren auftretenden Säurewirkungen auf die Dauer (eventuell ganz bis zur Abnutzung) neutralisiert / beseitigt. Es kann sein, dass ein Institut parallel auch mehrere Methoden zum Entsäuern seiner Materialien verschiedener Art wählt, da zum Beispiel die Firma ’Neschen’ mit seiner zur Behandlung der Bände geeigneten Anlage am Markt noch nicht erschienen ist, bei anderer Methoden ist bei anderen Methoden ist die Grösse der Dokumente der ausschliessliche Grund. Wegen der Vielfalt der Archivsschriften begegnen die Archive ernsthaften Schwierigkeiten wenn von ihnen über das massenhafte Entsäuern eine Entscheidung getroffen werden muss, da sie die zur Ermessung mit einer annehmbaren Genauigkeit sowie die zur Auswahl verwendende Zeit bei Bestimmung der Kosten unbedingt beachten müssen.
Mit dem theoretischen Bezug und der praktischen Realisierung des Entsauerns des Papiers beschäftigen sich auch zur Zeit zahlreiche Fachleute. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Qualitätskontrolle und der nach Möglichkeit unschädlichen Untersuchung der Wirksamkeit und den Nebenwirkungen des Entsauerns. Die von der EU unterstützte Forschung schlieít 2008 ab, die Teilergebnisse werden regelmäßig veröffentlicht. Es wurde von einer deutschen Sachverständigenkommission ein DIN - Normentwurf erarbeitet, der am Frühling des Jahres publiziert wurde, obwohl dessen Annahme auf sich noch warten lässt. Die darin gefassten Inhalte dienten im Laufe der Verwirklichung des heimischen Projektes als richtunggebend.
Auf Grund der Tätigkeit von anderthalb Jahren der Arbeitskommission und der inzwischen erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen wurde es offensichtlich, dass die Errettung des schriftlichen kulturellen Erbes für die nachkommenden Generationen nur durch baldmöglichste, abgestimmte Maßnahmen im Rahmen einer Bewahrungsstrategie möglich ist. Im Laufe der Bestimmung der Strategie muss in Bezug auf eine Schriftgruppe, ausgegangen von der Bewertung der Schrift, die entsprechende Entscheidung dem bezüglich getroffen werden, durch welche Eingriffe die entsprechende Benutzung auf die langste Dauer optimal gesichert werden kann. Eine unvermeidbare Voraussetzung der Erarbeitung der Bewahrungsstrategie ist die irgendeine Ermessung des Archivsbestandes und der Bewahrungsumstände des Archivsmaterials. Heute verfügen wir innerhalb der Sammlung über keine Informationen über die Proportion und Menge der gefährdeten Materialien, obwohl ohne dies zu bestimmen, welche die am eher gefährdetesten und wertvollsten unter der säurigen oder geschädigten Schriften sind, welche wir unbedingt im Originalzustand auf die Dauer zu bewahren beabsichtigen, können wir bloß eventuelle Eingriffe mit zweifelhaften Ergebnissen durchführen. Die zur Verfügung stehenden Quellen machen es nicht möglich, alle Teile der Sammlung unter idealen Bedingungen zu bewahren sowie auf diese alle zum Fortbestand benötigten Eingriffe durchzuführen. Wie bei der Annahme einer Schrift, wenn man darüber entscheidet, ob die in der Schrift enthaltenen Informationen dafür wichtig genug sind, um die jeweilige Schrift in einem Archiv zu bewahren, muss diese Bewertung im Zusammenhang mit den Eingriffen zur Sicherung des Fortbestandes der gefährdeten Schriften wider erneuert werden.
Um das Problem des massenhaften Säuerns des Papiers abzuschätzen sowie die Archivare zu benachrichtigen wurden von der Arbeitskommission Informationen in Form von Fragebogen in den heimischen Archiven gesammelt. Auf Grund der Antworten war es festzustellen, dass die Einzelheiten des Problems und die Möglichkeiten zur Errettung der Schriften im allgemeinen nicht bekannt sind. Nach Beurteilung der Personen, die Informationen und Angaben lieferten, stammt 70-90% des Schriftenbestandes aus den Jahren nach 1867, d.h. diese Menge entstand im Zeitraum der Benutzung des säurigen Papiers, ist also zum Verderben verurteilt. Für Entsäuern hat man kein Geld, aber im Falle einer finanziellen Unterstützung wird die Vorbereitung der Schriften übernommen. Auf Grund der Rückmeldungen gibt es einen eindeutigen Anspruch für die heimische Einführung des massenhaften Entsäuerns, und für die Bewahrung im Originalzustand des vom Säuregehalt kontinuierlich geschädigten und gefährdeten Stoffes (reell dessen sorgfältig ausgewählten Anteils), der mindestens 70%, d.h. 160.000 Schriftlängenmeter von der Menge mehr als 230.000 Dokumentenlängenmeter des Archivschriftenmaterials der Stadtverwaltung beträgt. Hinzugerechnet das saurige Material des Staatsarchivs (MOL) von mehr als 40.000 Schriftlängenmeter, beträgt die Menge des mit Verderben bedrohten, auf die Dauer bewahrenden Materials mehr als 200.000 Dokumentenlängenmeter, auch mit dem Außerachtlassen der anderen Archive. Diese Menge nimmt im folgenden Zeitraum wegen Anlieferungen immer noch zu. Das Tempo der Zunahme wird aber allmählich nachlassen, da die heutzutage handelsüblichen Schreib-/Druckpapiere nicht mehr mit einem säurigen Produktionstechnologie hergestellt wurden, sie enthalten sogar auch laugenhaltige Zusatzstoffe.
Die Ergebnisse des von der Nationalkulturstiftung (NKA) unterstützten Projektes wecken also das Interesse vieler Menschen, die aber die Bewandtnis und Menge der mit dem Entsäuern verbundenen Arbeiten nicht kennen. Die Erfahrungen des Entsäuerns von nahezu 50.000 Fol. Schriften im Rahmen des Projektes machten es offensichtlich, dass außer der früher Erwähnten (Ermessung, Ausarbeitung der Bewahrungsstrategie, Auswahl und Vorbereitung der Schriften zur Behandlung) wird vom Archiv zur Realisierung des erfolgreichen Programms des Entsäuerns auch ein im Thema beschlagener Mitarbeiter benötigt, da die enge und regelmaßige berufliche Zusammenarbeit mit dem Unternehmer unentbehrlich ist.
Ein wichtiger Teil der Verwirklichung des Projektes war es, Bekanntschaft mit den in Ungarn zur Verwendung realisierbaren Methoden zum Entsäuern zu schlieíen sowie diese je nach Möglichkeit zu qualifizieren. Im Laufe des polnischen und deutschen Erfahrungsaustausches wurde von uns als Probe eine kleinere Menge von in den heimischen Sammlungen als breites Assortiment vorkommenden geschriebenen und gedruckten Schriften entsäuert. Mit den unterschiedlichen Verfahren und an verschiedenen Stellen (an je einer Stelle ’Bookeeper’ und ’CSC Book Saver PAL’, an zwei Stellen mit zwei verschiedenen Einrichtungen ’Neschen’) wurden die Teile des selben geschnittenen Papierblattes behandelt, was eine Möglichkeit zum Vergleich gab. Die Ergebnisse waren mit den in der Fachliteratur angegebenen Werten identisch: das Entsäuern ist erfolgreich in Hinsicht sowohl auf den pH-Wert als auch auf die alkalische Reserve, im Laufe der Untersuchung mit Sinnesorgan war manchmal eine geringe Farbenveränderung, Ablagerung auf der Oberfläche oder Geruch wahrzunehmen. Der Maß und Frequenz (Haufigkeit des Vorkommens) ist eindeutig zu akzeptieren.
Im Mangel an den nötigen finanziellen Bedingungen konnten wir die auf alles erstreckende Qualitätssicherungsuntersuchungsreihe nur an der von ’Persecutor Kft’ in Szigetszentmiklós in Betrieb genommenen mobilen Entsäuernsanlage Typ Neschen C 900 durchführen. Die Beschaffung der Maschine sowie deren Inbetriebnahme hatte einen Verzug von mehreren Monaten, da die Ergänzungseinrichtungen (Blattnummerierungsanlage, heizbare Presse) erst spät angekommen sind. Über die betriebsmäßige Funktion kann man seit Mitte Mai 2007 sprechen, als der Fachmann der ’Neschen AG’ über die Probleme, Mängel am Ort konsultierte sowie zum richtigen Betreiben der Anlage auch eine technische Anleitung gab. Wahrend der Wartezeit wurde die allgemeine Form des Auftrages, des ausführlichen, mit dem Fachmann des beauftragenden Archivs vor dem Vertragsschluss gemeinsam auszufüllenden Fragebogens, sowie des die durchgeführten Eingriffe exakt definierenden, beim behandelten Schriftmaterial bleibenden Protokolls erstellt. Die letzteren beiden Formulare basieren auf der vom Unternehmer übersetzten ungarischen Variante des von der Firma Neschen verwendeten deutschen Materials, welches aber beruflich von uns lektoriert und unter den ungarischen Archivsumständen brauchbar und verwendbar gemacht wurde. Der Vertrag kam als Ergebnis mehrerer Abstimmungen zu Stande, da wir unter Berücksichtigung der ausländischen Erfahrungen über für die Archive entsprechende Sicherheit und Qualitätsgewahrleistung bietende Bedingungen zu vereinbaren versuchten. Es stellte sich auf Grund der praktischen Erfahrungen des Entsäuerns heraus, dass in den künftig zu schlieíenden Verträgen die Aufgaben des Auftragnehmers bzw. Auftraggebers, sowie der Typ und Maße der noch akzeptablen Nebenwirkungen immer noch exakter bestimmt werden müssen. Es muss auch Wert darauf gelegt werden, dass der Unternehmer seine Qualifikation und seine fundierten Berufskenntnisse glaubwürdig beweisen soll. Von den Prüfmethoden zur Qualifizierung der Entsauernswirksamkeit in der internationalen Praxis wurden von uns - mit den in Ungarn relativ einfach durchführbaren Methoden vorläufige Messungen ausgeführt - diejenigen ausgewählt, mit deren Verwendung über die Qualität der Behandlung genügende Informationen zu gewinnen sind. Die chemische Wirksamkeit wird vom kalten Extraktions- pH-Wert (soll im Laugenbereich liegen) sowie vom Wert der Laugenreserve des entsauerten Papiers angezeigt. Parallel zu den objektiven Messungen mit Geräten muss auch eine Prüfung durch Sinnesorgane durchgeführt werden, d.h. die eventuellen Veränderungen sind durch Inaugenscheinnahme festzustellen. Im Falle der massenhaften Methoden wird eine Fehlermöglichkeit von einigen Prozenten vom Unternehmer vorbehalten, was aber in den meisten Fällen deutlich unter dieser Grenze liegt. Diese kleineren Veranderungen ist das Archiv die Bibliothek gezwungen, von dem/der zur Dienstleistung der Auftrag geben wird, – falls es kein Informationsverlust erfolgt, ist es zu erwagen die Folgen des Entsauerungsausfalls d.h. die allmänliche Vernichtung des Papiers als akzeptablen Verlust zur Kenntnis zu nehmen.
Die im ersten Teil der Experimentreihe aus dem Stoff von MOL und BFL herausgewählten Materialien – insgesamt zwei Kästen –, die alle im Archiv vorkommenden problematischen Stücke enthaltenen Ausschussschriften, Zeitungspapier, Buchblätter sowie Testpapiere umfassen, wurden behandelt. Die Prüfungen sowie die Auswertung der Ergebnisse wurden zu einem Teil von den Mitgliedern der Arbeitskommission, zum anderen aber von den Fachkräften der OSZK (Nationalbibliothek Széchényi) durchgeführt. Die Prüfungen mit Messinstrumenten wurden von uns der internationalen Praxis entsprechend (auch) im akkreditierten Laboratorium bestellt. Die Ergebnisse wurden identisch. Das Entsäuern der Schriften von zwei Kästen war erfolgreich. Die Prüfungen zeigten, dass der pH-Wert des säurigen Papiers in den Laugenbereich stieg und eine genügende Menge von basischer Reserve entstand. Bei der Sinnesorganprüfung war kein Informationenverlust zu entdecken, kleinere ästhetische Probleme (wellenförmige Faltenbildung, Farbenänderung, die Tinte schlug durch das Papier durch) kamen aber vor.
Nach den Probenbehandlungen mit günstigem Ergebnis konnte mit dem Entsäuern der Originalarchivsschriften begonnen werden. Das am Projekt teilnehmende PML (Bezirksarchiv Komitat Pest) verzichtete wegen in der Studie detaillierten Gründe auf die Möglichkeit des Entsäuerns, so konnte die zu diesem Zweck zur Verfügung stehende Unterstützung von der Summe 6,2 Millionen Forint vom MOL und dem BFL ausgenutzt werden. Das Angebot von ’Persecutor Kft’ stellte 124,8 HUF/Blatt dar, so wurde vom MOL der Auftrag zum Entsäuern von 49 000 Folio gegeben. Die im Material von BFL gefundenen ca. 300 schwerverletzten Schriften mussten brauchten eine Sonderbehandlung, was aber Mehrkosten aufzeugte, diese zu decken wurde die Zahl der entsäuerten Schriften von uns um 1000 Stücke verringert. Es ist aber wichtig zu bemerken, dass die tatsächlichen Kosten des ganzen Entsäuerprozesses im Vergleich dazu viel höher waren, da die Kosten für Schriftenauswahl, Vorbereitung, Mikrofilmen, Verrichtung von Logistikaufgaben, Qualitätskontrolle sowie Rückstellung – auf Grund der Erfahrungen im MOL (Ungarischen Staatsarchiv) – pro Blatt nahezu 50 HUF betrugen. Gleichzeitig darf man nicht außer Acht lassen, dass die Restaurierung der verletzten / geschädigten Schriften um Größenordnungen mehr kostet, ganz zu schweigen von den engen Kapazitätsgrenzen.
Die Auswahl der zu entsäuernden Schriften erfolgte mit Verwendung des von Archivarmitarbeitern der Arbeitskommission erstellten Protokolls. Vom Beurteilungssystem durch Punkte des Protokolls werden die Inhaltelemente und Geschichtewert der Schriften betont beachtet, dadurch ermöglicht es eine Erwägung unterstützt durch entsprechende Argumente. Bei der inhaltlichen Ermessung der Schriften kann es kein maßgebender Aspekt sein, aber ist jedenfalls berücksichtigt werden, dass die zur Verfügung stehenden Kraftquellen endlich sind, regen also zur Bestimmung von wirksamen Auswahlaspekten an. In der kleinsten Menge von Schriften sollen von verschiedenen schriftbildenden Organen der jeweiligen Staatsverwaltungseinheiten (Staat, Region, Komitat) gebildeten Schriften möglicherweise in dem größten Maße verknüpft werden. Diese entscheidungstreffenden und umfassend analysierenden Punkte / Stellen können im allgemeinen bei den Oberstorganen der jeweiligen Verwaltungseinheit der Staatsverwaltung angeordnet und bestimmt werden.
Die Komplexlösung des Säurepapierproblems umfasst die möglichst volle Rettung der Werte des gefährdeten Materials, die Minimalisierung der Verluste, gemeinsam behandelt die Bewertung, Entsäuern und die Kopienerstellung (Digitalisieren, Mikrofilmen) als zur Zielerreichung verwendbare Mittel.
Im Rahmen der Bewahrungsstrategie muss die Art der Bewahrung von Informationen auf instabilen Datenträger bestimmt werden, damit der Inhalt der Schrift zugänglich und brauchbar bleibt. Die Bestandschutztätigkeiten der einzelnen Archiven werden durch Empfehlungen koordiniert, damit die Rettung der Informationen auf säurigen Papieren in einem landesbezogen zusammenhängenden System behandelt werden kann, entweder durch Speichern auf andere Datenträger oder sogar mit der Verlangsamung vom Abbauprozess der originalen Schrift auf Papierbasis.
Der Kooperation mit der ’Persecutor Kft’ (GmbH) haben jene Tatsachen, ihren stemple aufgedrückt, dass sie über keine Erfahrung über Entsaeuerung vergüten, die Routine erwarb sie in der Zusammenarbeit mit uns. Bei der Gestaltung der entsprechenden Arbeitsmethode nahm sie unsere Vorschläge an, zur Verbesserung der Technologie sowie zur Erreichung der erwarteten Behandlungsergebnisse bat sie die ’Neschen AG’ um Ratschläge. Obwohl die Form der reibungslosen Kontakthaltung nur schwierig zu Stande kam, sie versuchten die beruflichen Mängel am Anfang zu beseitigen. Die Beschäftigung des Restaurators zur Arbeit entsprechender Qualität erwies sich als unentbehrlich. Sie waren in der Kooperation offen und entsprechend flexibel, so ist es gelungen, die beiderseits auftretenden Schwierigkeiten in der Organisation und wegen Mangel an Erfahrungen zu überbrücken. Auf Grund der Erfahrungen wurde es klar, dass im Laufe der Verwendung des massenhaften Entsäuerns sich beiderseits viele Fehlermöglichkeiten ergeben können. Die Vermeidung und Korrektion deren kann nur durch eine alle Einzelheiten umfassende vorläufige Vereinbarung, durch die genaue Dokumentierung von Fehlern und Ereignissen sowie durch die enge, kontinuierliche Kooperation zwischen den beiden Parteien realisiert werden.
Die rückgestellten, entsäuerten Schriften wurden von uns durch Inaugenscheinnahme geprüft. Die wellenförmige Faltenbildung und eine geringe Volumenzunahme der Blätter lässt sich im großen Teil des Schriftenmaterials beobachten, aber eine Beschädigung (ästhetisch) beziehungsweise physische Verletzung des Schriftmaterials ist nur bei weniger als 1% der ersten 30 000 behandelten Blätter zu beobachten. Es erfolgte kein Informationsverlust. Zu den mit Zerstörung verbundenen chemischen Untersuchungen wurden von uns mit dem Schriftenmaterial parallel entsäuerte Testpapiere benutzt. Die pH-Werte waren in jedem Fall geeignet, bei der Menge der alkalischen Reserve fanden wir aber große Abweichungen. Als Ursache deren ist die Senkung des Kohlendioxid- bzw. Laugeninhaltes der Behandlungslösung zu bezeichnen. Beim Austausch der Lösung wurde der Wert der alkalischen Reserve wieder entsprechend / geeignet. Diese Erfahrung ist in Übereinstimmung mit den Fachliteraturangaben und unterstützt gleichzeitig die Wichtigkeit der Benutzung der beiden verwendeten Prüfungsmethoden.
Feststellungen und Vorschläge1. Das Entsäuerprogramm hat eine Daseinsberechtigung nur als ein Teil der nationalen oder institutionellen Bewahrungsstrategie. Als ein wichtiges Element der auf Grund der Ergebnisse der Bestandschutzermessungen aufgebauten Strategie müssen die Schriften ausgewählt werden, deren Bewahrung im Originalen unbedingt begründet ist. Ein fundamentaler Aspekt der Auswahl ist die Schriftbewertung zur Auswahl des Schriftenmaterials, bei dem die Bewahrung der Informationen auf dem Originalträger, also auf Papier, wirklich unentbehrlich ist.
2. Zur Verlängerung der Lebensdauer der in den heimischen Archiven bewahrten säurigen Schriften ist die technische Möglichkeit durch die Verwendung des massenhaften (maschinellen) Entsäuerverfahrens gegeben. Unseren momentanen Kenntnissen nach könnte mit der Behandlung der ausgewählten Schriften mit Hilfe von drei Technologien begonnen werden. Steht eine entsprechende Quelle zur Verfügung, so ist die Möglichkeit zum Zwang des Preiswettbewerbs unter den geeigneten Firmen und Technologien sowie zur deutlichen Senkung der Kosten durch Ausschreiben einer öffentlichen Beschaffungsbewerbung gegeben.
3. Die Firmen, die das Entsäuern ausführen, sind für die Zusammenarbeit in verschiedenen Konstruktionen bereit, darüber kann man die Entscheidung nach richtig vorbereiteten und mit Teilnahme der heimischen Entscheidungstreffer stattgefundenen Verhandlungen treffen. Die Voraussetzung des Startens jedes Verfahrens ist es, dass es zu einer Verpflichtung von geeigneter Stufe möglichst für mehrere Jahre zur Sicherung der kontinuierlichen Aufträge kommt.
4. Auf dem heimischen Markt für Entsäuern von Papieren zur Zeit alleine funktionierende Firma ’Persecutor Kft’ verfügt bereits über entsprechende Praxiserfahrungen und durch die Beschäftigung eines Restaurators ist sie im Stande, Schriften unter Verwendung der Neschen – Methode in geeigneter Qualität zu entsäuern. Ihre Maschinenkapazität – ihrer Mitteilung nach – ist geeignet zur Behandlung der Jahresmenge von ca. 30-35 Schriftlängenmeter Solopapierblatt (in einer Arbeitsschicht). Unseren Erfahrungen nach sind sie aber wegen der kleinen Anzahl von Beschäftigten sowie wegen technischer Schwierigkeiten nur eine kleinere Menge in einer Arbeitsschicht zu behandeln fähig. Vom Unternehmer wird unter Behandlung die maschinelle Nummerierung von Schriften, die grobe trockene Reinigung der stark verschmutzten Blatter sowie deren Entsäuern und Pressen verstanden. Werden vom Archiv auch bestimmte Vorbereitungsarbeiten bestellt, sinkt die erwähnte Kapazität weiter. Alles in allem ist es eindeutig, dass die Funktion dieser einzigen Maschine für die Konservierung der in unseren Archiven durch Azidität / Saurewirkung verderbenden Schriften von der Menge mehr als 200 000 Schriftlängenmeter in sich selbst keine Lösung darstellt.
Wegen der Vielfältigkeit des in Archiven bewahrten Schriftenmaterials sowie des Anspruches für Entsauern von Büchern, bestehend aus säurigen Papieren mit groíen Abmessungen, ist auch eine entsprechende Methode zur Behandlung von Bänden in Ungarn benötigt. Dies wird von der Tatsache verstärkt, dass die Archive und Bibliotheken in vielen Ländern wegen verschiedener triftiger Gründe an einem gemeinsamen Entsäureprogramm teilnehmen. Bei uns in Ungarn, wo die beiden Gebiete der Aufsicht des selben Ministeriums untergeordnet sind, ist die Kooperation besonders begründet.
1 Der Ausdruck ’massenhaftes Entsauern’ ist heute ein international anerkannter Begriff, anstatt dessen wäre aber vielleicht die Benennung ’maschinelles Entsäuern’ richtiger, da die Kriterien der Massenhaftigkeit nicht eindeutig definiert sind. Dies taucht bei den mobilen Anlagen von Neschen AG C 900 besonders betont.